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Orient.Flair mit Kalk-Putz

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buchtipps aus der redaktion

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Das Ambiente eines arabischen Hammam bringt der natürliche Kalkputz Tadelakt ins heimische Badezimmer.

In Handarbeit mit einem Stein auf Hochglanz poliert, ist der Putz wasserdicht, stoßfest und begeistert durch seine faszinierende Oberfläche.

Vor Jahren nur Orient-Reisenden bekannt, entstehen seit Kurzem auch in Deutschland türkische oder arabische Bäder. Als größere Sauna- und Badelandschaften zeichnen sich diese sogenannten Hammams meist durch eine edle, unverwechselbare Architektur aus und erfahren großen Zuspruch. Der Reiz arabischer Architektur hat nicht nur mit der Raumgestaltung, sondern auch viel mit der Verwendung natürlicher Materialien zu tun.

Lehm, der fast überall in unmittelbarer Umgebung vorkommt, ist das traditionelle Baumaterial schlechthin. In einzelnen Gegenden werden außerdem regionale Besonderheiten und traditionelle Materialien bis heute verwendet, insbesondere da sie durch ihre hervorragenden Eigenschaften überzeugen. Eines dieser Materialien ist marokkanischer Tadelakt, ein spezieller Kalkputz, der mit kleinen Steinen verdichtet wird und dadurch seine charakteristisch glänzende Oberfläche erhält.

Seit Jahrhunderten geschätzt

Tadelakt gibt es bereits seit der Antike. Zunächst wurde diese Technik zur Abdichtung von Zisternen, die der Aufbewahrung von Trinkwasser dienten, angewendet. Dann wurde Tadelakt in den Hammams, den orientalischen Bädern ebenso wie in Palästen für Wand- und auch Bodenbeschichtungen verwendet. Traditionell wird die Tadelakttechnik von Berbern ausgeführt, die ihr Wissen über die richtige Verarbeitung von Generation zu Generation weitergeben. Das Wort ?Tadelakt? stammt vom marokkanischen Verb ?dellek?, das kneten, zerdrücken, einreiben bedeutet.

In der Region von Marrakesch gibt es ein natürliches Kalkvorkommen. Der dort gewonnene Kalk hat aufgrund seiner geologischen Entstehung eine ganz spezielle Zusammensetzung. Die Natur hat den Marokkanern ein fertiges Produkt geliefert, das nur durch Brennen und anschließendes Löschen einen verarbeitungsfähigen Kalkputz mit der Dichtigkeit von Kläranlagenbeton ergibt.

Mit kalkechten Pigmenten abgetönt und danach mit schwarzer Seife behandelt, lassen sich mit diesem Kalk die charakteristisch seidenmatt glänzenden Oberflächen herstellen. Untersuchungen an diesem marokkanischen Kalk haben ergeben, dass es sich hierbei um einen hochhydraulischen Kalk handelt. Dadurch und durch die starke Verdichtung bei der Verarbeitung ergibt sich anschließend die hohe Festigkeit und Wasserbeständigkeit.

Bei den meisten in Marokko existierenden Tadelaktflächen sind feine Risse zu sehen. Dies lässt die Oberfläche antik erscheinen, auch wenn die Verarbeitung erst vor Kurzem vollendet wurde. Der Grund für die Risse liegt in den natürlichen Qualitätsschwankungen des Kalks, die der Fachmann als ?nicht ideale Sieblinie? bezeichnet.

Zeitaufwendige Verarbeitung

Seit wenigen Jahren ist Tadelakt auch für die Anwendung in Mitteleuropa entdeckt worden. Statt der üblichen Fliesen auf Wänden und Fußböden von Bädern kann mit dem Kalkputz eine einzigartige und dennoch wasserdichte Oberfläche hergestellt werden. Zudem ist er fugenlos und auf unebenen Flächen verarbeitbar. Aufgrund seiner hohen Verdichtung der Oberfläche und seiner hohen Stoßfestigkeit eignet er sich auch für besonders beanspruchte Stellen wie beispielsweise im Treppenhaus, am Kamin oder für Säulen. Bei entsprechend hartem und stabilem Untergrund kann Tadelakt auch in Dusch- und Badewannen, Waschbecken oder auf Tischen verwendet werden. So hat das steinerne Waschbecken, an dem sich noch der Opa rasiert hatte, plötzlich die Chance auf ein neues Leben als edles Schmuckstück. Nicht geeignete Untergründe sind beispielsweise Holz oder Gipsplatten.

Tadelakt zu verarbeiten, erfordert erhöhtes handwerkliches Geschick. Das Pulver wird in kaltem Wasser angerührt und mit einem Quirl oder Stabmixer gemischt, bis eine gut auftragbare Paste entsteht. Falls Pigmente zugesetzt werden sollen, muss dies noch im trockenen Zustand vorgemischt werden. Danach einsumpfen lassen und vor der Verarbeitung nochmals durchrühren. Die Paste wird mit einer Kelle etwa 4 mm dick aufgetragen. Nach etwa drei Stunden hat die erste Aussteifung eingesetzt, nun wird die Oberfläche mit einem kleinformatigen Schwammbrett verrieben und bereits etwas verdichtet. Danach wird mit einem Kunststoffglätter weiter verdichtet und mit einem Stein in kleinen runden Bewegungen poliert und verdichtet. Dafür eignen sich Basalt, Achat, Granit oder ein anderer Hartstein. Sie sollen abgerundet und kieselsteinförmig sein und gut in der Hand liegen..

Der Tadelakt muss so weit angezogen sein, dass er sich polieren lässt. Dieser Zeitpunkt hängt vom Saugverhalten und der Restfeuchte des Untergrundes sowie von den Witterungsverhältnissen ab und kann sehr stark variieren. Nach mindestens 24 Stunden wird eine spezielle Seife aufgetragen und mit einem Stoffballen, der von einer dünnen Plastikhülle umgeben ist, eingebohnert. Diese Behandlung gibt der Oberfläche einen leichten Seidenmattglanz und sorgt für die nötige Wasserdichtheit, beispielsweise im Nassbereich. Denn Seife und Kalk reagieren miteinander so, dass sie zu wasserundurchlässigen Kristallen verschmelzen. Die Oberfläche ist nach kompletter Austrocknung in etwa sechs Monaten so hart, dass sie mit dem Fingernagel nicht mehr eingekratzt werden kann. Die Behandlung mit Seife kann zur Pflege regelmäßig wiederholt werden. Tadelakt ist sehr arbeitsintensiv, denn ein erfahrener Verputzer verarbeitet lediglich etwa drei Quadratmeter pro Tag..

Faszinierende Oberfläche

Die durch diese aufwendige Verarbeitung entstandenen Oberflächen mit ihrem eigenen Schimmer üben auf den Betrachter einen schwierig zu beschreibenden Reiz aus, dem sich kaum jemand entziehen kann. ?Tadelakt ist etwas Unmittelbares, Ursprüngliches. Man muss diese Flächen regelrecht anfassen. Durch die Art der Verarbeitung entsteht eine faszinierende, leicht wellige, lebendige und natürliche Oberfläche?, schildert der Malermeister Ulrich Bettentrupp. Die Farbwirkung von Tadelakt ist nicht gleichmäßig wie bei eingefärbten Putzen, sondern sie ist abhängig von der Verarbeitung. Da, wo das Material stärker verdichtet wird, entsteht ein dunklerer, tieferer Farbton. Bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen wirkt die Farbe einer Tadelaktoberfläche jedes Mal anders.

Zur Zeit sind im Handel zwei verschiedene Kalkputze erhältlich. Muschelkalk pur, wie er in Marokko verwendet wird, ist bei Tierrafino erhältlich. Er zeigt ebenso wie das Original die charakteristischen feinen Haar-Risse. Um diesen Effekt etwas zu reduzieren, ist es erforderlich, den Muschelkalk im trockenen Zustand und ohne Pigmente mit einem 3 mm-Sieb zu sieben und eventuelle Körner zu entfernen. Vorteil des ursprünglichen Materials in der Verarbeitung ist die längere Zeit, die zur Verfügung steht, bis das angerührte Material nicht mehr verwendbar ist.

Wer auf die antike Wirkung der feinen Risse verzichten will, ist mit dem Kalk von Kreidezeit gut bedient. Er besteht aus natürlichem hydraulischen Kalk, kornabgestuften Quarzsanden, Marmormehlen, Tonen, Aschen, Diatomeenerde und Zellulose und entspricht in seinen Eigenschaften weitgehend denjenigen des marokkanischen Tadelakt. Durch die Optimierung der Sieblinie entstehen jedoch keine Risse und das Material lässt sich leichter glätten.



Text: Peter Streiff

Bild: BUND Jahrbuch 2003
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