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Mobil mit Topf und Kübel

Pflanzen besitzen viele erstaunliche Eigenschaften. Nur eines sind sie von Natur aus nicht: mobil. Normalerweise verbringen sie ihr Leben an dem Platz, an dem sie als Samenkorn die ersten Wurzeln geschlagen haben. Nur wenn der Mensch eingreift, ist es vorbei mit der Immobilität.

Grüne Schiffe

Niemand weiß, wer als erster auf die Idee gekommen ist, Pflanzen in Töpfe und Kübel zu setzen und mobil zu machen. Aber die 32 Weihrauch-bäume, die die ägyptische Königin Hatschepsut 1.500 Jahre vor Christus in die Gärten des Tempels Deir-el-Bakhari pflanzte, waren bereits als Kübelpflanzen auf die Reise gegangen. Wandmalereien geben ein Bild von dieser gärtnerischen Glanzleistung. Im Geheimnis umwobenen Land Punt, das im heutigen Somalia vermutet wird, wurden die Bäume samt sie umgebendem Erdreich ausgegraben, in Kübeln zu den Nilschiffen gebracht und den Strom hinab transportiert. Als stolze Bäume wuchsen sie schließlich im Tempelgarten, wo sich in ihrem Schatten die Opfergaben für den Gott Amon stapelten.

Antikes Wissen

Die gelungene Umsiedlung beweist: Die alten Ägypter beherrschten die Technik, Bäume in Kübeln über einen gewissen Zeitraum lebendig zu erhalten. Von Homer wissen wir, dass auch im alten Griechenland Kübelpflanzen populär waren. Sie begrünten die Innenhöfe der Königspaläste und schmückten die Dachgärten in Athen. Die Römer übernahmen das griechische Vorbild und zierten die Atrien der Stadthäuser mit Pflanzen in großen Gefäßen.

Schmucke Orangerien

Bei uns begann die Zeit der mobilen Pflanzen mit der Leidenschaft für mediterrane Gewächse wie Orangen, Zitronen, Feigen und Palmen. Sie ertragen unsere kalten Winter nicht. Deshalb kann man sie nicht dauerhaft einpflanzen, sondern muss sie mobil halten, damit sie den Sommer draußen und den Winter drinnen verleben können. Zuerst waren es nur Könige und Fürsten, die den empfindlichen Pflanzen in unseren Breiten die richtigen Lebensbedingungen bieten konnten. Später erfreuten sich auch reiche Bürger an den fremdartigen Gewächsen. Und heute gedeihen südländische, subtropische und tropische Blumen und Sträucher auf vielen Terrassen und Balkonen, oder stehen im Sommer sogar in Gärten und Vorgärten.

Aus Grau mach Grün

Was zuerst als Strategie zum längeren Transport und zum Schutze empfindlicher Pflanzen ersonnen wurde, erwies sich bald auch für andere Situationen als tauglich. Denn dank der Kübel können Pflanzen auch auf befestigtem Boden wachsen. Dies kann sogar die einzige Lösung sein, zum Beispiel wenn Leitungen im Untergrund das Pflanzen von Bäumen unmöglich machen. Ob gepflastert, asphaltiert oder betoniert: Jeder Hof, jeder Durchgang, jede Passage lässt sich mit Kübelpflanzen in einen blühenden Raum verwandeln. Schon mit wenigen Töpfen und Gefäßen wird aus tristem Grau ein kleiner Garten, der zum Aufenthalt ins Freie lockt.

Öffentliches Grün

Nicht nur Privatleute kennen und schätzen diese unkomplizierte Möglichkeit der Begrünung. Auch Ladenbesitzer sorgen häufig mit ein paar Pflanzen vor dem Eingang für Atmosphäre. Besitzer von Straßencafes und Restaurants wissen um das Flair, das Pflanzen im Kübel verbreiten. Sie nutzen blühende Strauchrosen und Buchsbaum, Hortensien und Oleander, um Gartenräume auf offenen Fußwegen entstehen zu lassen. Efeu- und Ligusterwände ziehen Grenzen zum Verkehr, bremsen den schnellen Lauf der Passanten, schaffen Rückzugsmöglichkeiten und Entspannung. Mobile Bögen mit Rosen, Passionsblumen oder Schönmalven berankt, laden offensichtlich zum Besuch des „Gartenrestaurants“ ein.

Schnell weg

Besonders wichtig sind Kübel überall dort, wo Flächen befestigt und von dauerhafter Bepflanzung frei gehalten werden müssen. Was spricht dagegen, den äußeren Kellerabgang zum Pflanzenstandort zu erklären, wenn ihn ansonsten nur einmal jährlich der Öllieferant nutzt? Warum sollen nicht Kugelahorn, Zierkirsche und Kugel-Tulpenbaum auf der Hauptstraße im großen Kübel wachsen? Wenn dann im Juli der Festzug der Gemeinde den gesamten Straßenraum einnimmt, werden die Kübel einfach beiseite gerückt. Oft reichen zwei, drei Kübel, um eine kahle Ecke zu beleben. Ist mehr Platz, können üppige Kübelgärten entstehen, die richtigen Gärten an Charme nicht nachstehen. Und weil die Pflanzen mobil sind, lässt sich je nach Lust und Laune immer das in Szene setzen, was gerade besonders schön blüht.

Stress lass nach!

Natürlich sind es inzwischen nicht mehr nur die wärmebedürftigen Arten, die sich in Kübeln und Gefäßen breit machen. Winterharte Bäume, Sträucher und Stauden, aber auch Beet- und Balkonblumen sowie Zwiebelgewächse sprießen als mobiles Grün. Doch der Kübel hat auch seine Nachteile: Selbst bei noch so guter Pflege kommt es durch das geringe Erdvolumen manchmal zu Stress-Situationen für die Pflanzen. Die Erde wird im Kübel heißer als im gewachsenen Boden, sie trocknet rascher aus, die Nährstoffe werden eher knapp und die winterliche Kälte setzt den Pflanzen stärker zu. Deshalb müssen Kübelpflanzen und Kübelgärten ein bisschen intensiver gepflegt werden. Regelmäßiges Gießen ist wichtig. Regen allein reich nur selten, um die Pflanzen mit dem nötigen Nass zu versorgen. Aber mit einem Wasserreservoir, mit geschickt verlegter, automatischer Bewässerung – möglichst mit Feuchte-Fühler – lässt sich die Mühe deutlich verringern. Die nötige Düngung kann durch Langzeitdünger oder durch regelmäßige Beimischung zum Gießwasser erleichtert werden. Im Winter schützt Noppenfolie, um die Kübel gewickelt, die prinzipiell winterharten Arten.

In den Topf geschaut

Immergrüner Buchsbaum, Kriechspindel, Schattenglöckchen, Rosen, Funkien, Gräser, Hortensien, Stockrosen, Thymian, Lavendel, Zierkirschen, Farne, Perückenstrauch, und, und, und: Die Auswahl ist enorm. Sogar Arten, die im Garten nie miteinander gedeihen würden, können im Kübel nebeneinander stehen. Das sauren Boden benötigende Schattenglöckchen (Pieris) würde ausgepflanzt nie neben dem kalkhaltige Erde bevorzugenden Zwergduftflieder (Syringa meyeri 'Palibin') blühen – im Kübel schon. Denn jeder Kübel kann mit genau der Erde gefüllt werden, die den Bedürfnissen der verschiedenen Pflanzen entspricht.

 

Bild: CMA

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