Blumen für die (geliebte) Feindin

Wie kann sie es wagen – sie, meine nun wohl ehemals beste Freundin –, mir vorzuwerfen, ich sei egoistisch und strapaziös, einfach hoffnungslos in meiner Faszination für Mister X, und sie sei es bei aller Liebe nun wirklich leid, sich nach meinem wiederholten Versuch mit besagtem Mann die gleichen Jammergeschichten immer wieder anzuhören. Woraufhin ich entgegnete, nicht jeder sei so gefühllos und genüge sich selbst wie sie, woraufhin sie ... blablabla, und ich ... blablabla ...
Hilfe!!!
Nachdem die Wut verraucht ist, macht sich ein Gefühl des Verlustes in mir breit. Wie, keine langen Abende mehr in ihrem Garten, am Küchentisch oder bei unserem Lieblingsitaliener? Was ist mit gemütlichem Kaffeetrinken oder gemeinsamem Philosophieren nach einer Flasche Rotwein? Wer sagt mir, ob die neue Hose wirklich perfekt ist oder ein Fehlkauf war? Wer baut mich auf, wenn der Rest der Welt gegen mich ist? MIST!!!! Doch auch mein Selbstmitleid nimmt langsam ab, kleine Zweifel schleichen sich ein. Erst kann ich sie noch unterdrücken, aber sie werden immer lauter: Wenn nun doch etwas dran ist an ihren Worten? Habe ich es vielleicht etwas übertrieben und meine Umwelt – sprich sie – überstrapaziert? OH SHIT!!!!
Ich will dich!!!
Eine unruhige Nacht und eine ungelesene Frühstückszeitung später kommt mir die Erkenntnis: Auch Freundinnen sind keine Superfrauen, weder Engel noch Teufel, sondern ganz normale Menschen. Ich, sie, wir alle machen Fehler, aber möchte ich auf sie verzichten? Nein, das geht nicht, sie gehört zu meinem Leben. Meist als Mitstreiterin und beste Freundin, manchmal als Konkurrentin und ganz selten als Feindin.
Sorry auf Blumisch
Wie gut, dass heute Samstag ist! Ich muss zu ihr, jetzt, sofort! Ein Anruf reicht nicht, also raus aus der Wohnung und zu meinem Lieblingsfloristen. Heute versuche ich es einmal ohne Worte, hatte ich mir ja auch geschworen – selbst wenn wir Frauen angeblich gerne und viel reden. Mit vielen bunten Blumen – auf Blumisch – möchte ich sie um Verzeihung bitten.
Ende Nr. 1: Lola flennt
Vor ihrer Wohnung atme ich tief durch und drücke auf die Klingel. Sie müsste noch zu Hause sein, die Langschläferin, ich kenne sie doch. Und richtig, verschlafen öffnet sie die Tür – doch wer steht hinter ihr, in ihrem Bademantel mit wuscheligen Locken? MEIN Mister X!!! Ich lasse die Blumen fallen, Tränen schießen mir in die Augen, nichts wie weg hier. Das war’s, für immer und für beide! Volltreffer! Wir waren einmal – Freundinnen.
Ende Nr. 2: Lola rennt
Vor ihrer Wohnung atme ich tief durch und drücke auf die Klingel. Sie müsste noch zu Hause sein, die Langschläferin, ich kenne sie doch. Und richtig, verschlafen öffnet sie die Tür. Ich sprinte die Treppe hoch, sie sieht mich an, dann den bunten Blumenstrauß und bricht in frohes Lachen aus. Wir brauchen halt nicht immer Worte, wir verstehen uns auch ohne. Wir sind eben – Freundinnen!
Bild: BBH
bauen. wohnen. leben. www.homesolute.com