Blumisch gestern und heute

Jede Blumensorte, jedes Schleifchen am Strauß, jede aufrecht stehende oder hängende Blüte hatte im 18. und 19. Jahrhundert eine gesellschaftlich klar definierte Bedeutung. Die Blumen waren der Code für das, was man sagen oder fragen wollte, aber nicht auszusprechen wagte. Wer die Symbolik beherrschte, konnte sehr beredt seine(n) Liebste(n) überzeugen oder unliebsame Verehrer abwimmeln, ganz im Stil der damaligen Zeit und ohne Worte!
Nicht nur in der Art der Blume, sondern auch in der Farbe lag eine Botschaft. Wer das Rätsel löste, sah klarer, was das Zwischenmenschliche betraf. Rot stand für glühende Liebe, aber auch für Freude, Temperament, Begehren und Unbekümmertheit. Orange signalisierte Hitze, Feuer, Energie sowie freudige Erregung, Glück und Genuss. Gelbe Blüten kamen damals nicht gut weg: Eifersucht, Missgunst und Untreue wurden damit ausgedrückt. Mit rosafarbenen Blumen ließ sich ohne Worte sagen, wie anmutig und lieblich die Angebetete wirkte und welch zärtliche Gefühle der Schenkende hegte. Ob dies immer gewünscht war, sei dahingestellt.
Heute sollte man nicht jede Blüte interpretieren und die Symbolträchtigkeit eines Straußes nicht überstrapazieren. Denn ob mit gewagten Farbkombinationen oder dezent Ton-in-Ton, ob lustig gemischt oder übersichtlich aus nur einer Blumensorte – erlaubt ist mittlerweile alles, was gefällt. Wer da zu lange über die Bedeutung grübelt, hat die Zeichen der Zeit einfach noch nicht gesehen. Heute kann jeder jedem Blumen schenken: Männer Frauen, Frauen Männern, Frauen Frauen, Männer Männern – einfach so, Freude garantiert!
Bild: BBH/CMA
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