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Hauptsache Blumisch!

Lebendige Sprachen verändern sich im Laufe der Jahrhunderte: was den Großeltern geläufig war, klingt für die Enkel manchmal antiquiert. Oder aber der Opa schüttelt verständnislos den Kopf, wenn die jüngere Generation sich in der Alltagssprache unterhält: Wie bitte?

Auch Blumisch bleibt von dieser Entwicklung nicht verschont. Vor zweihundert Jahren sagte so mancher Blumenstrauß etwas anderes zwischen den Blüten als heute.

Biedermeier und Sittenstifter

Damals war die Etikette in vielen Bereichen des Lebens streng. Wer einen Blumengruß verschenkte, musste gewisse gesellschaftliche Regeln einhalten, um nicht ins Fettnäpfchen zu treten. Wichtig war die Wahl der Blumen, denn sie vermittelte Botschaften jenseits der Worte. Galt es früher zum Beispiel als unschicklich, der Liebsten gelbe Rosen zu schenken, – diese waren der Schwiegermutter vorbehalten, für die Liebe sah man Rot! – ist die Rose heutzutage, egal in welcher Form und Farbe, das Symbol der Liebe schlechthin. Mit grazilen Orchideen wurde noch vor nicht all zu langer Zeit um Verzeihung gebeten – heute verführen Sie damit Ihre Angebetete auf Blumisch, ohne dass Sie zuvor einen Streit vom Zaun brechen müssen. An einem heiteren, bunten Sommerstrauß erfreut sich nicht nur eine Frohnatur! Erinnern Sie sich noch? Weiße Lilien galten lange Zeit als Totenblumen, wer heute mit diesen Blüten vor der Tür steht, ist absolut im Trend! Nelken, eine Zeitlang als altmodisch verschrien, erleben in Retro-Zeit ein gefeiertes Comeback und sind absolut „hip“.

Was die Urgroßtante so interpretierte ...

Die Auswahl der Farben spielte zu früheren Zeiten ebenfalls eine größere Rolle. Zwar hat die Farbsymbolik auch heute noch ihre Gültigkeit, doch wer käme schon auf die Idee, einen Blumengruß akribisch nach seiner Bedeutung zu untersuchen? Die Farbe, die emotional am ausdrucksstärksten war und ist, ist Rot, die Farbe der Liebe und der Leidenschaft. Rot galt als die Farbe der Nähe und des brennenden Verlangens, während Rosa vor allem Zärtlichkeit und züchtige Sehnsucht ausdrückte. Blau wurde vor allem mit Treue assoziiert. Gelb war eher negativ besetzt: Es galt als die Farbe der Sanguiniker, der Menschen, die zwar heiter und beweglich sind, aber auch leicht aufbrausen. Gelb signalisierte Lust auf Veränderung, aber es überwog eindeutig die Bedeutung von Neid und Eifersucht! Violett wiederum war eine tugendhafte Farbe, natürlich in dieser Bedeutung noch von Weiß – DER Farbe der Reinheit und der Unschuld – übertroffen. Violette Blumen kündigten Nähe und Innigkeit an.

Hemmungslos und immer wieder

Und heute? Generell gilt: Erlaubt ist, was gefällt! Sie sind sich unschlüssig, welche Blumen Sie Ihrer Auserwählten überreichen sollen? Seien Sie einfallsreich und hemmungslos, vielleicht erraten Sie ja ihre Lieblingsblume!? Sie liebt Gelb? Kein Problem, her mit den Gerbera, Sonnenblumen, Chrysanthemen, Rosen oder was es sonst noch alles gibt. Trauen Sie Ihrem eigenen guten Geschmack oder dem des Fachhandelspersonals. Anstelle unverblümt von sich und anderen Wichtigkeiten zu reden, schweigen Sie und sprechen Sie lieber öfter Blumisch – „Sie“ wird es zu schätzen wissen.

 

Bild: BBH/CMA

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