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Elektro-Smog - Phantom oder unterschätzte Gefahr?

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Immer wieder geistert es durch die Presse: Schlagzeilen deklarieren "Angst vor Elektrosmog", "Handy-Netz im Zwielicht", "Hitzestau im Kopf" und so weiter und so fort.


Mehr als 20.000 Studien befassen sich in den letzten Jahrzehnten mit gesundheitlichen Risiken der elektromagnetischen Strahlung. In Besigheim kämpfen Bürger für die Verlegung von Hochspannungsleitungen weg aus ihrem Wohngebiet.
In Herrenberg gibt die Stadt dem Drängen von Hewlett-Packard und Solectron nach und verlegt die Stromfreileitungen unter die Erde, um die Maschinen zu schonen, will heißen, den elektro-magnetischen Strahlungen der Leitungen nicht auszusetzen. Dass macht die Bewohner eines Wohngebiets in unmittelbarer Nähe hellhörig. Denn bei ihnen laufen die gleichen Leitungen  mit 110.000 Volt  über Wohnhäuser, Spielplätze und Kindergärten. Sie formieren eine Interessengemeinschaft, die fordert, auch ihre Leitung unter die Erde zu verfrachten. Im Zuge der neuen UMTS-Technologie ist die Angst vor sogenanntem Elektrosmog noch präsenter. Denn dann wird aus den gelegentlich sichtbaren Mobilfunksendeanlagen ein nicht mehr zu übersehenden Antennenwald. Experten schätzen die notwendige Anzahl auf 60.000.

Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hält Mobiltelefone für harmlos. Und mehr als die Hälfte der Deutschen besitzt ein Handy. Trotzdem regt sich Unmut in der Bevölkerung: In Nordrheinwestfalen beispielsweise mobilisieren Bürger gegen die Sendemasten, Bürgermeister müssen sich Kritik gefallen lassen, weil sie Antennen auf öffentlichen Gebäuden anbringen haben lassen, und kirchliche Stellen ordnen die Entfernung von bereits auf Kirchtürmen installierten Anlagen an.

Warum der ganze Hokuspokus um etwas, was man nicht sehen, hören und spüren kann? Wissenschaftler disputieren immer noch die Auswirkungen elektromagnetischer Felder, weithin allgemein bekannt als Elektrosmog. Im April diesen Jahres auf einer Anhörung der Bundesärztekammer in Berlin hieß es, ob und welche gesundheitliche Gefahren von Handys ausgehen, sei immer noch ungeklärt.

Dennoch nimmt die Zahl der Menschen, die glauben, die Auswirkungen unmittelbar zu spüren, zu. Per se reagieren ältere Menschen, Kinder und im übrigen auch Tiere sensibler auf äußere Auswirkungen.

Beschwerden wie Bluthochdruck, Schlaf- und Konzentrationsstörungen verspüren manche, Symptome wie Nervosität, Depressionen, Kopfschmerzen, Muskelverspannungen, Allergien, Herz-Kreislauf-Störungen vermelden wieder andere.

Hinzu kommt der Verdacht, elektromagnetische Strahlung sei krebserregend. Eine Studie der Universität Essen zeigte die Verbindung von Augentumoren und ausgiebiger Nutzung des Mobilfunks auf. Andere Studien geben Hinweise auf die Beeinflussung der Fortpflanzung und der Hormone, auf die Begünstigung anderer Krebsarten und auf eine Strukturveränderung der körpereigenen Eiweise und Erbsubstanz. Zwar stehen diese Indizien noch nicht auf festem Boden, werden aber von Fachleuten durchaus ernst genommen. Kritische Verbraucher sind verunsichert. Deshalb fordern Verbraucherschützer, die Grenzwerte für elektromagnetische Belastung herabzusetzen. Vorbild sind dabei Italien und die Schweiz.

Elektrosmog bewegt auch die Politik

Aber auch Politiker sind nicht untätig und sehen sich ob so viel gemäßigter Bürgerrevolte aufgerüttelt und im Zugzwang. Im Herbst 1999 gab es beispielsweise ein Bürgerforum, das sich mit Elektrosmog auseinandersetzte, organisiert vom Bundesumweltministerium. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion stellte im April letzten Jahres eine große Anfrage im Bundestag, die die Bundesregierung dazu animieren sollte, Stellung zu diesen Fragen zu nehmen. Jene reagierte prompt. Bundesumweltminister Jürgen Trittin legte im Juni 2001 dem Bundesrat einen Entwurf für eine neue Strahlenschutzverordnung vor. Jener stimmt im Grundsatz zu. Mit einem ausführlichen Hintergrundpapier ging das Bundesumweltministerium im August an die Öffentlichkeit.

Hier heißt es: Nach Ansicht der Bundesregierung muss die Vorsorge vor möglichen gesundheitlichen Gefährdungen durch elektromagnetische Felder über die geltenden Regelungen der 26. Bundesimmisionsschutzverordnung hinaus verstärkt werden.

Sechs Punkte enthält das sogenannte Vorsorgepaket. Im Wesentlichen zielt es darauf ab, die Bevölkerung besser zu informieren, Netzpläne und voraussichtliche Standorte von Sendeanlagen offenzulegen, eine von allen einsehbare Datenbank über vorhandene und genehmigte Anlagen zu erstellen, Handys zu kennzeichnen und die Forschung zu fördern. Des weiteren will die Bundesregierung prüfen, ob die in der 26. BImSchv festgelegten Grenzwerte ausreichend sind oder ob zusätzliche Vorsorgewerte, ähnlich wie in der Schweiz, eingeführt werden sollen.

Es gibt keine einheitlichen Grenzwerte

In Deutschland liegen die Grenzwerte für elektrische Felder für Ottonormalverbraucher bei 20.000 Volt pro Meter (V/m). Die niederfrequenten Magnetfelder sollen 5 Millitesla (mT) nicht überschreiten ? beim Menschen; für technische Geräte ist ein weit niedriger Wert von 200 Nanotesla (nT) festgesetzt.

Die Bundesimmisionsschutzverordnung (BimSchV) sieht Grenzwerte bei Magnetfeldern von fünf Kilovolt pro Meter vor und bei elektrischen Feldern 100 Mikrotesla. Der BUND empfiehlt dagegen, die Grenzwerte um das 1000-fache zu unterschreiten.Italien und die Schweiz fahren gegenüber anderen europäischen Ländern einen Sonderkurs: Italien hat die von der Internationalen Strahlenschutz-Komission für Nicht-Ionisierende Strahlen (ICNIRP) empfohlenen Werte auf ein Hundertstel herabgesetzt. Und in der Schweiz ist im Umfeld von Kindergärten und Schulen nur noch eine elektrische Feldstärke von 4,0 V/m bis 6,0 V/m, erlaubt.

Glaubt man der ICNIRP, ist just ein gewisser Wärmeeffekt von hochfrequenten Feldern, sprich eben auch Handys und Sendeanlagen, auf den menschlichen und tierischen Organismus wissenschaftlich belegt. Hier wird die Strahlung vom Körper in messbare Wärme umgewandelt. Dieser Wärmeeffekt wird auch thermischer Effekt genannt.

Weiter wird behauptet, eine Erwärmung menschlicher Zellen um ein Grad Celcius sei für den - wohlgemerkt erwachsenen, gesunden - Organismus unbedenklich. Die ICNRP empfiehlt daher einen Grenzwert von 2 W/kg, der einer Erwärmung um zirka 0,5 Grad Celcius entspricht. Das soll der Erwärmung bei einem Sonnenbad entsprechen.

?Feld?-Forschung

Dem Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) stehen jährlich 1,5 bis 2 Millionen Mark zur Verfügung, um Forschungsprojekte fördern zu können. Im Jahr 2002 will das Bundesumweltministerium die Fördergelder auf 2,17 Millionen Euro sprich rund 4 Millionen Mark aufstocken beziehungsweise verdoppeln. Bis zum Jahr 2005 sollen für Forschungsprojekte im Bereich Mobilfunk mehr als 8,5 Millionen Euro ausgegeben werden, so sind zumindest die Pläne der Bundesregierung.

Als Forschungsschwerpunkte nennt das Bundesumweltministerium die Wirkung der Felder, ihre Auswirkungen im menschlichen Körper und ihr eventueller Zusammenhang mit Krankheiten und ihre Messbarkeit.

Alles schön und gut, aber was kann der Mensch schon heute machen, um sich vor eventuellen Schäden durch elektro-magnetischen Feldern zu schützen, wenn er dem strahlenden Frieden nicht traut? Schon einige wenige Maßnahmen helfen, in den eigenen vier Wänden diese Strahlung so niedrig wie möglich zu halten. Wolfgang Maes, Sachverständiger für Baubiologie, sagte 1995 auf einer Fortbildungsveranstaltung des Gesundheitsamtes und anderen: ?Elektrosmog entsteht, wenn Elektrizität produziert, transportiert oder verbraucht wird, wenn elektrische Spannung anliegt oder elektrischer Strom fließt, wenn Sender senden und Funker funken. Jedes Elektrogerät, jedes Stromkabel, jede Steckdose, alle Sendeantennen und alle Funktürme verursachen neben den gewünschten Wirkungen auch unerwünschte Nebenwirkungen, nämlich mannigfaltig viele künstliche elektromagnetische Felder.

Gehen wir also auf Spurensuche in den eigenen vier Wänden. In der Nacht, wenn der Mensch schläft, ist der Mensch sensibler für die Strahlung.

Das bedeutet konkret für den Schlafplatz: am besten alle elektrischen Geräte aus der Umgebung verbannen oder zumindest den Stecker ziehen. Bessere und bequemere Alternative ist ein Netzfreischalter. Jener wird an die Sicherung angeschlossen und unterbricht jegliche Stromzufuhr, nachdem alle elektrischen Geräte ausgeschaltet sind. Wer neu baut, sowieso renoviert oder einfach von Grund auf sicher gehen möchte, kann, anstatt herkömmlicher Kabel abgeschirmte Mantelleitungen im Fachmarkt kaufen. Sie besitzen unter der Mantelschicht eine zusätzliche Folie, die die elektromagnetischen Strahlen dämmt. Aber auch Steckdosen, Schalter und Verteilerdosen können abgeschirmt gekauft werden.

Im übrigen gehen magnetische Strahlen nur von elektrischen Geräten aus, die angeschlossen sind und auch im Standby-Modus vor sich hin schlummern. Dafür scheren sie sich nicht um Hindernisse jeglicher Art wie Mauerwerk oder Holz. Elektrische Strahlung hat dagegen jedes Gerät, aber sie lässt sich aufhalten.



Text: Eva Maria Schlosser

Bild: BUND Jahrbuch 2002 - Ökologisch Bauen und Renovieren
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