Bis ins hohe Alter Mobil im Haus
Mit zunehmendem Alter können sich bei den Bewohnern körperliche Behinderungen einstellen, auf die das Haus ursprünglich nicht ausgerichtet worden ist. Wüstenrot zeigt, wie darauf reagiert werden kann.
Es gehört nicht viel Fantasie dazu, sich vorzustellen, welche Umstände im häuslichen Umfeld entstehen, wenn man zum Beispiel mit einem gebrochenen Bein vom Skilaufen zurückkommt. Oft müssen erst einmal ganze Tagesabläufe umgestellt werden, damit das Leben halbwegs weitergehen kann. Körperliche Veränderungen jedoch, die das zunehmende Alter mit sich bringen kann, belasten oft nicht nur vorübergehend, sondern auf Dauer. Plötzlich schränkt die Treppe die Mobilität der Betroffenen erheblich ein, erweisen sich Türschwellen oder der Zugang vom Vorgarten zum Hauseingang als Hindernis.
Die Zukunftschance
Vor allem Menschen, die die 50 überschritten haben, befassen sich oft besonders intensiv mit der Zeit nach der aktiven Lebensphase. ?Was kommt später auf mich zu? Werde ich irgendwann ins Altersheim ziehen?? Doch der Wechsel ins Heim, womöglich mit dem Verkauf des eigenen Hauses bezahlt, braucht nicht notwendigerweise die einzige Alternative zu sein. Ein geeigneter Umbau fürs Alter, insbesondere wenn man viele Jahre nach dem Einzug ohnehin an größere Modernisierungen denkt, kann für die Hausbesitzer eine große Chance sein. Er bietet ihnen die Möglichkeit, den gewohnten Lebensrhythmus beizubehalten, vielleicht ?ein Leben lang?. Das eigene seit langem vertraut gewordene Heim wird zum Alterssitz.
Komfort für alle Generationen
Dabei brauchen die ?Eingriffe? ins Haus, die ein fast uneingeschränktes Wohnen in allen Stockwerken ermöglichen sollen, nicht nach Altersheim auszusehen. Es dürfte kaum jemandem auffallen, dass ein Lichtschalter statt in einer Höhe von 110 Zentimetern, wie es normal ist, etwas tiefer sitzt, um vom Rollstuhl aus besser erreichbar zu sein. Ähnlich verhält es sich mit einem speziellen Sitzarbeitplatz in der Küche, wie er von Ergonomiewissenschaftlern empfohlen wird: Wer auf den Rollstuhl angewiesen ist, benötigt eine unterfahrbare Kochfläche, Spüle und Arbeitsplatte. Eine völlig unspektakuläre Veränderung, die, wenn überhaupt, nur positiv auffällt. Solche besonders durchdachten Einrichtungen dürften sogar nachfolgenden Generationen zugute kommen. Welche Mutter würde es nicht schätzen, wenn sie beim Besuch mit dem Jüngsten im Kinderwagen ohne große Mühe über eine Rampe zum Hauseingang und in den Flur gelangt?
Der Architekt rät
Beim seniorengerechten oder barrierefreien Ausbau von Wohnräumen gibt es zwei Varianten. Die eine zielt auf einen großen Umbau mit starken Veränderungen auch in der Bausubstanz. Dazu sollte in jedem Fall ein Architekt eingeschaltet werden. Die Kosten können, je nach Umfang, bei 90 000 Euro liegen, aber auch weit darüber. Bei der anderen Maßnahme geht es um eine ?Wohnraumanpassung?, also zum Beispiel um Veränderungen etwa im Bad oder beim Zugang zur Terrasse, der ?stolperfrei? werden soll. Diese Arbeiten stehen außerhalb ?verfahrenspflichtiger Bauabläufe?. Oft kann sie ein Handwerksbetrieb als Einzelmaßnahme ohne ausgewiesenen Planungsfachmann zu überschaubaren Kosten erledigen. Wo Zweifel herrschen, sollte ein Architekt oder Bauingenieur hinzugezogen werden, der mit Althaussanierungen vertraut ist.
Lebensqualität an allen Ecken und Enden
Ein auf altersgerecht getrimmtes Haus senkt Hindernisse und hebt Schranken nicht nur in Bad und Küche auf. Im ganzen Wohngebäude ist alles auf Lebensqualität ausgerichtet: schwellenfreie Raumübergänge ohne Stolperfallen, Türen mit einer lichten Breite (Durchgangsbreite nach Einbau) von mindestens 90 Zentimetern, tiefer gesetzte Türklinken und Lichtschalter (85 Zentimeter hoch anbringen, mit einem Mindestabstand von 50 Zentimetern zu Raumecken), Treppenkonstruktion mit Vierteldrehung und nur zwei Kanten statt rundumlaufend. Das ermöglicht den späteren Einbau eines Lifts. Aufstellmöglichkeit für Waschmaschine und Trockner in der Wohnung einplanen. Abstellraum möglichst in die Wohnung integrieren.
Der Weg zum Haus
Stufenlose Erreichbarkeit des Hauses und der Wohnungsebenen sowie der gemeinschaftlichen Einrichtungen über Rampen oder Aufzüge ist zu empfehlen. Steigung der Rampe ohne Quergefälle sechs Prozent, bei einer Rampenlänge von mehr als sechs Metern sollte ein Zwischenpodest von mindestens 1,50 Metern Länge eingebaut werden.
In Wohnräumen
Helligkeit ist oberstes Ziel. Wenn möglich, können Räume auch getauscht werden. Ehemalige Kinderzimmer in sonniger Lage eignen sich für einen ständigen Aufenthalt besser als ein schattiges Wohnzimmer.
Treppen
Als neuralgische Punkte im Gebäude sollten Treppen besonders gesichert sein. Die Stufen müssen sich klar voneinander abheben. Von der Beleuchtung verursachte Schlagschatten sind zu vermeiden. Abhilfe in einfachster Form schafft das Aufkleben von farbigen Profilen auf die vordere Stufenkante. Sie sind aber nur von begrenzter Haltbarkeit. Die Lichtleitfasertechnik bietet hier inzwischen viele Vorteile zur Sicherung dieses Hausbereichs: Eine einfache Installation lässt die Kanten von Treppenstufen Tag und Nacht leuchten. Oder: Mit Lichtleitern versehene Handläufe aus transparentem Material signalisieren permanent: Hier ist ein fester Halt! Auf jeden Fall beugt ein Gleitschutz auf den Treppenstufen Ausrutschern vor.
Wohnen mit Kontrast
Lampen: Lichtquellen sollten blendfrei möglichst jede Ecke des Hauses ausleuchten.
Farben: Auf Kontraste sollte Wert gelegt werden. Vor allem bei nachlassender Sehschärfe sorgen Unterschiede beispielsweise bei der Sanitärausstattung für bessere Orientierung.
Heizkörperventile: Bedienbar in einer Höhe von 40 und 85 Zentimetern.
Armaturen: Bewährt haben sich an den Wasserzapfstellen leichtgängige Einhebelmischer mit extrem langem Hebelarm, mit denen man mühelos den erforderlichen Temperaturbereich einstellen kann. Temperaturbegrenzer können schmerzhafte Verbrühungen vermeiden.
Sicherheit auch im Bad
Schatten- und blendfreie Beleuchtung am Waschbecken und an beiden Seiten des Spiegels sind kein übertriebener Luxus.
Dusche: Auch jüngere Beine schätzen flache Duschwannen. Sie erleichtern das Ein- und Aussteigen. Problemlos sind bodenebene Lösungen. Wandsitze (auch abnehmbar), Duschschemel und Griffleisten erhöhen das Gefühl der Sicherheit. Der Duschestrahl ist regulierbar bis hin zum Massagestrahl. Der Brausekopf sollte in der Höhe verstellbar und als Handbrause auch abnehmbar sein.
Waschtisch: Der Bereich eines höhenverstellbaren Waschtisches braucht viel Bewegungsfreiheit: Auf Badezimmermöbel unter dem Becken wird daher verzichtet. Praktisch ist die vordere Einbuchtung im Becken, so dass ein behinderter Benutzer leichter herantreten oder, im Rollstuhl, unmittelbar an das Becken heranfahren kann. Stufenlos von 48 bis 90 Zentimeter in der Höhe verstellbare Sanitärprodukte sind besonders vorteilhaft.
WC: Wahlweise können Sitzhöhen von 48 (statt 40) Zentimeter installiert werden. Rutschsichere Trittsicherheitsfliesen mit hohem Fugenanteil bilden die Grundlage für ein ?sicheres Badekonzept?. Zum Flur hin bleibt nur die gesetzlich vorgeschriebene Ein-Zentimeterschwelle.
Accessoires: Mit Intelligenz hergestellten Armaturen oder Badeausstattungen sieht man nicht an, dass sie gleich zwei Funktionen dienen. Beispiel Handtuchhalter: Er ist funktionell stummer Diener mit Handtuch ? gleichzeitig aber auch Stützgriff für Halt suchende Badbenutzer.
Angenehmer Schlaf
Beim Kauf eines Bettes sollte man in jedem Alter auf hochwertige Verarbeitung und gute Matratzen achten. Und auf die richtige Höhe: 48 bis 60 Zentimeter machen das Aufstehen und Bettenmachen für alle leichter und angenehmer. Bettlägerige Menschen brauchen technische Hilfe, um möglichst viele Dinge eigenständig ausführen zu können. Eine praktikable Lösung bietet hier ein rollbarer Funktionsnachttisch, mit dem sich über Tastschalter das Licht regulieren, Fenster und Türen öffnen oder die Rollläden schließen lassen.
Bild: Wüstenrot
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