Fliesentrends für das Badezimmer
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Ein Bad ohne Fliesen? Schwer vorstellbar. Von den funktionalen Aspekten einmal abgesehen, lassen sich mit keramischen Fliesen vor allem tolle gestalterische Akzente im Badezimmer setzen. Je nach Format, Farbe und Oberflächendesign der gewählten Fliesenmodelle entsteht eine ganz andere Atmosphäre im Raum. Groß- oder kleinformatig, hell oder dunkel? Welche Badfliesen derzeit besonders gefragt sind, wollten wir vom Fliesenexperten der Deutschen Steinzeug, Werner Ziegelmeier, wissen:
Wohin geht Ihrer Meinung nach der aktuelle Trend bei Badfliesen?
Ziegelmeier: Nach meinem Empfinden gibt es keinen Trend, der so dominant ist, dass er alles andere überlagert. Stattdessen zeichnet sich ein „Pluralismus der Stile in friedlicher Ko-Existenz“ ab. Dies liegt im Wesentlichen daran, dass sich das Angebot seit geraumer Zeit extrem verbreitert: Innovative Technik ermöglicht subtile Oberflächen, interessante Formate oder kreativen Materialmix, d.h. die Kombination von keramischen Fliesen mit Glas, Edelstahl, Naturstein, Holz oder sogar Swarovski-Kristallen. Dadurch kann man unterschiedlichste Stilarten schlüssig umsetzen. Parallel dazu hat die Gestaltungsqualität sprunghaft zugenommen: Bordüren und „Einstreuer“ mit Schiffchen, Schmetterlingen oder kitschigen Landschaften sind passé, progressives Fliesen-Design made in Germany hat sich international hervorragend etabliert. Egal ob orientalisch-opulent, mediterran-warm oder puristisch-elegant: Mit keramischen Fliesen hat man die angenehme Qual der Wahl.
Eignet sich jeder Trend für jedes Badezimmer?
Ziegelmeier: Gott sei Dank nicht, denn so unterschiedlich wie die Charaktere sind auch die Bedürfnisse und Geschmäcker. Das Wichtigste ist, dass die Bewohner in sich hineinhorchen, um heraus zu finden, welches Ambiente ihnen am Meisten zusagt. Hier vermitteln Ausstellungen des Handels, Websites wie homesolute.com oder Unterlagen der Fliesenhersteller wertvolle Inspirationen. Das Badezimmer ist bekanntlich nicht mehr nur ein Ort der Körperreinigung, sondern ruhige Insel in der Hektik des Alltags. Hier beginnt und endet jeder Tag, hier wird Lebensgefühl inhaliert. Dies erklärt, warum Aspekte wie Wohlfühlen, Natürlichkeit, Authentizität, Individualität und Emotion bei der Auswahl von Badfliesen immer wichtiger werden. Keramik als einer der vielseitigsten Baustoffe überhaupt erfüllt diese gestiegenen Ansprüche.
Welche räumlichen Effekte lassen sich durch unterschiedliche Fliesengrößen bzw. extravagantes Design erzielen?
Ziegelmeier: Wand- und Bodenbeläge prägen alleine schon durch ihren Flächenanteil jeden Raum. Mit keramischen Fliesen kann man (Bade-)Zimmer optisch größer oder auch intimer wirken lassen. Einerseits durch den Einsatz von Farbe in hellen oder dunklen Tönen. Dabei deckt der Markt das gesamte Spektrum nicht nur grundsätzlich ab, sondern inklusive vieler Zwischennuancen. Andererseits durch Formate: Im Gegensatz zu Anstrichen oder Beschichtungen, die sehr schnell reizlos wirken, bieten Fliesen hier eine Fülle von Möglichkeiten. Dabei ist ein „Verlust der Mitte“ zu erkennen. Klassische Formate wie 15x20 oder 20x25cm sind tendenziell stark rückläufig. Gefragt sind entweder besonderes kleine Abmessungen bis hinunter zum filigranen 1x1cm-Mosaik oder das andere Extrem: repräsentative Großformate mit Kantenlängen bis zu 60cm und mehr.
Was gilt es bei der Badplanung in Bezug auf ausgefallene Fliesenfarben wie z.B. Orange oder Gold zu beachten?
Ziegelmeier: Im Grunde genommen ebenfalls die oben genannten persönlichen Vorlieben. Dabei sollte man aber die Langlebigkeit des Materials berücksichtigen und sich fragen, ob man z.B. Orange oder Gold auch noch nach Jahren mag. Falls ja, steht dem natürlich überhaupt nichts entgegen, zumal man Keramikfliesen inzwischen ohne Staub und Schmutz neu überkleben kann. Dennoch empfiehlt es sich im Zweifelsfall, extrem modische Akzente mit Dingen zu setzen, die sich leichter verändern lassen wie Vorhänge, Dekorationen, Accessoires und ähnliche Einrichtungsgegenstände.
Moderne Badfliesen begeistern nicht nur durch Design, sondern auch durch ihre hohe Funktionalität. Welche funktionalen Vorzüge bieten Fliesen im Bad heutzutage?
Ziegelmeier: Die Litanei traditioneller funktionaler Vorzüge gilt nach wie vor. Aus Platzgründen nur einige exemplarische Beispiele: farb- und lichtecht, unempfindlich gegen Feuchtigkeit, beständig gegen haushaltsübliche Reinigungsmittel, nicht brennbar, wärmeleitend und -speichernd, antistatisch, pflegeleicht, wertbeständig, ökologisch einwandfrei, geruchsneutral und emissionsfrei, Trittsicherheit je nach persönlichem Sicherheitsbedürfnis wählbar u. v. m. Seit einiger Zeit gibt es nun auch „High-tech-Fliesen“ mit einer werkseitigen Oberflächen-Veredelung, die zu drei revolutionären Eigenschaften führt: Erstens: Extreme Reinigungsfreundlichkeit. Zweitens: antibakterielle Wirkung ganz ohne Chemie. Drittens: Abbau von störenden bzw. schädlichen Gerüchen wie Tabakrauch, nutzungsbedingten „Düften“ im Sanitärbereich oder Formaldehyd.
Was sollte man beim Übergang von den Fliesen zur Dusche oder dem Waschbecken beachten?
Ziegelmeier: Die üblichen Grundprinzipien, die stets im Übergangsbereich unterschiedlicher Materialien relevant sind: Bauphysikalische und optische Anforderungen lassen sich durch konstruktive Maßnahmen und sauberer Handwerk effizient erfüllen, ergänzt mit entsprechenden Produkten wie Fug- und Dichtmassen oder Übergangs- bzw. Abschlussprofile. In Summe führt dies zu Lösungen, die auch im Detail überzeugen. Im Übrigen lässt sich die Zahl unterschiedlicher Materialien generell verringern. So müssen Duschen nicht zwingend mit vorgefertigten Tassen aus Acryl oder Stahl-Email gebaut werden, sondern es gibt auch keramische Duschtassensysteme, die frei dimensionierbar sind.
Wie würden Sie selbst ihr Bad momentan am liebsten fliesen?
Ziegelmeier: Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust: Entweder wieder so, wie vor sechs Jahren bereits realisiert und angelehnt an die Antwort zur dritten Frage: Eine Kombination aus extrem kleinen und großen Formaten in einem kräftig-vitalen Sonnengelb. Oder Großformate in edlem Anthrazit mit minimalistischen Kontrasten in japanischem Rot bzw. ganz mondän mit Swarovski-Kristallen. Je mehr ich darüber nachdenke: Nochmals zu bauen wäre reizvoll, aber dann mit mindestens zwei Badezimmern...
Bild: Werner Ziegelmeier, Fliesenexperte der Deutschen Steinzeug
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