Schöner Wohnen, besser Leben

Das eigene Zuhause ist das private Refugium eines jeden Menschen. Umso wichtiger ist es, dass die Atmosphäre in den eigenen vier Wänden stimmt. Doch nicht jeder hat von Natur aus ein glückliches Händchen für die Einrichtung und Farbgestaltung seiner Räume. Hier naht jedoch Hilfe: Die renommierte Schweizer Wohnpsychologin und Einrichtungsexpertin Béatrice Ruef gibt an dieser Stelle Tipps, worauf es bei der Wohnraumgestaltung ankommt und wie sich bereits mit kleinen Veränderungen eine neue Raumwirkung hervorrufen lässt.

Doch warum ist die Einrichtung bzw. das Interieur einer Wohnung / eines Hauses eigentlich so wichtig für das persönliche Wohlbefinden?

Ruef: Sich Einrichten gehört ganz natürlich zum Leben, so, wie sich auch Tiere Nester bauen, wo sie ihre körperlichen Bedürfnisse geschützt erfüllen können. Es geht um Geborgenheit – Privatheit – um einen Ort, wo man all die Dinge um sich hat, die man schön, nützlich oder interessant findet. Das Zuhause, in dem man sich wohl fühlt, stärkt.

Wie kommt es, dass sich beim Betreten mancher Häuser sofort ein Gefühl des „Zuhause-Seins“ einstellt und man sich in wieder anderen eher unwohl fühlt?

Ruef: Zu dieser Frage gibt es drei Antworten: a) Wenn ein Haus gut gebaut ist, auch in die Umgebung passt, ist die erste Voraussetzung für Wohlbefinden gegeben. Dies liegt an Architekt und Bauherr. b) Wenn Bewohner und Einrichtung zueinander passen, fühlen sich die Besucher auch wohl. c) wenn ein Haus eine gute Geschichte hat mit vielen zufriedenen Bewohnern, ist die dritte Voraussetzung für spontanes Wohlfühlen an diesem Ort gegeben.

Was verrät die Einrichtung über die Persönlichkeit der Bewohner?

Ruef: Die Einrichtung erzählt, was den Bewohnern wichtig ist. Die gut ausgerüstete Küche und der sorgfältig gestaltete Essbereich deuten darauf hin, dass gerne gekocht und gegessen wird. Steht ein grosser Tisch mit vielen Stühlen dabei, deutet dies grosszügige Gastgeber. Die Einrichtung zeigt auch, in welchem Stil und in welcher „Wohnkultur“ sich die Menschen wohl fühlen. Manchmal drückt sie einen Traum aus – eine Sehnsucht – erlebte Reisen. Beispiel: die asiatisch gestaltete Wohnung in einer Berggegend.

Nicht jeder hat ein glückliches Händchen fürs Einrichten und Dekorieren. Kann man Stil auch lernen?

Ruef: Es gibt eine Reihe von Einrichtungsregeln, die man lernen kann. Regeln der Geometrie, Regeln der Perspektive, Regeln der dekorativen Gestaltung, Farbenlehre. Tipp: Achten Sie darauf, ob Ihren 5 Sinnen wohl ist: Sie bewegen sich schwungvoll und leicht, ohne an Möbeln anzustossen, die Geräusche in der Wohnung sind angenehm, es riecht gut, Sie sehen sich gerne um weil da lauter Dinge sind, die Ihrem Auge gefallen, und Sie fassen alles gerne an: Möbel, Vorhänge, Teppiche, Accessoires. Zum Schluss setzen Sie sich gerne hin. Wenn einer Ihrer Sinne unzufrieden ist, gibt es da etwas zu tun.

Welche Rolle spielen Farbkonzepte für die Wirkung eines Raumes?

Ruef: Mit Farbe kann man subtil und wirkungsvoll die Atmosphäre in Räumen verändern. Pastelltöne eignen sich, wenn man eine bestimmte Stimmung im Raum haben will, so wie „früher Morgen“ mit zartem Gelbgrün oder „später Nachmittag“ mit hellem warmem Gelborange oder Abricot. Starke Farben wirken gut als Akzente, betonen eine Wand oder eine Ecke. Früher hatten die grossen Bürgerhäuser ein gelbes, ein blaues, ein rotes, ein grünes Zimmer, in hellen und in satten Farben. Die Farbberatung lohnt sich, da sie auf das Gesamterlebnis von Licht und Farbe in einer Wohneinheit achtet, und nicht allein auf die tolle Farbe an einer Wand. Farben haben physiologisch Wirkung auf unseren Körper – rot wirkt anregend auf den Blutkreislauf – Blau wirkt eher beruhigend. Es kommt sehr darauf an, welches Rot/Blau/Grün/Gelb…. man wählt. So lässt sich wenig Allgemeingültiges sagen zur Farbwahl. Der schönste Weg zum eigenen Farbkonzept ist, sich mit Farben zu beschäftigen und sich umzusehen. Da erlebt man die Wirkungen, die die verschiedenen Farben und ihre unterschiedliche Intensität auf einen haben. Eine Abkürzung oder die Anregung bietet die Farbberatung. Tipp: große Farbmuster aufhängen bevor man malt!

Lassen sich Veränderungen im Raum nur durch neue Möbel bzw. Accessoires hervorrufen?

Ruef: Räumen und Weggeben von alten Sachen ist ein guter Anfang für Veränderungen und mehr Flair für die eigenen Räume. Vor allem dann, wenn Sie wirklich nur das behalten, was mit Ihnen lebt und was Ihnen wichtig ist. Für die Raumwirkung ist zudem entscheidend, wie die Möbel gestellt sind. Meist kann man allein mit dem neu Stellen der Möbel und der Accessoires eine schöne Atmosphäre gestalten. Wenn dann noch die Bilder gut gehängt sind, ist Ihre Einrichtung perfekt: die persönlich ausgesuchten Sachen bleiben und kommen erst richtig zur Geltung. Mit kleinen Ergänzungen – einer neuen Farbe – der richtigen Beleuchtung – zaubern Sie.

Welche Rolle spielt Feng Shui fürs Wohlbefinden im Raum?

Ruef: Ich habe viel gelernt von Feng Shui. Einrichten nach der Formschule von Feng Shui empfehle ich sehr als Basis. Die Wirkung der Feng Shui -Einrichtung hängt von der Interpretation der Regeln ab – wie man diese übersetzt in Materialien, Farben und Formen.

Nehmen wir z.B. das Wohnzimmer: mit welchen drei Tricks lässt sich hier eine neue, positive Wirkung im Raum hervorrufen?

Ruef: Drei Tipps fürs Wohnzimmer: 1. Licht: man braucht ein Licht, das allgemein die Übersicht gibt, eine Leseleuchte, die nur auf den Text oder eine Handarbeit gerichtet Licht wirft. Man braucht mindestens eine Leuchte, die Atmosphäre verbreitet. Hilfsmittel für Atmosphäre: Kerzen.

2. Stellen und hängen Sie in Ihr Wohnzimmer, was Ihnen wirklich wichtig ist, auch wenn andere Leute dies vielleicht übertrieben finden. Alles, was Ihnen nicht gefällt, geben Sie weg.

3. Raum: Stellen Sie jedes Möbel so frei, dass rund herum etwas Raum bleibt zum „Atmen“. Ein gut gewählter Teppich und ein Vorhang, welcher das Licht weich bricht, bringt Flair in jeden Raum.

Bild: Béatrice Ruef, Einrichtungsexpertin (Ruef interior design, Zürich) 

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