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Was einst den Ohrensessel groß gemacht hatte

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Der Ohrensessel ist heute ein bekanntes komfortables und raumfüllendes Sitzmöbel, das seinem Besitzer Behaglichkeit und Gemütlichkeit verspricht. Doch ein Ohrensessel kann noch mehr.

Um die Vorteile eines Ohrensessels richtig zu verstehen, muss tief in die Geschichte zurückgegangen werden. Es war der Graf von Chesterfield, Philip Dormer Stanhope, der im Jahre 1771 den berühmten schottischen Architekten und Möbeldesigner Robert Adams mit einem repräsentativen Sessel betraute, der Schluss machen sollte mit den vormals gängigen Gepflogenheiten, in einem Sessel zu liegen. Diese vom römischen Triclinium herrührende und vom Chaiselongue weitergeführte Tradition war bis dato in den gehobenen europäischen Kreisen Standard. Sie passte aber nicht mehr zum aktiven und dynamischen Geist der Epoche der Aufklärung.

 

Verbindung von Möbeldesign und Architektur

 

Es war sicherlich ein Vorzug, dass Robert Adams Designer und Architekt zugleich war, denn das Sitzmöbel, das er entwarf, sollte zu einer Art Heim im Heim werden. In seiner stattlichen und raumfüllenden Statur leistete der Ohrenbackensessel einen Beitrag zur Raumästhetik. Doch alle Ästhetik ist fauler Zauber, wenn die Funktion nicht mitspielt. In diesem Zusammenhang hinkte die Funktion der Form nicht hinterher. Um zu verstehen, wie der Ohrenbackensessel konzipiert war, sollte auf die räumlichen Gegebenheiten einer herrschaftlichen Wohnanlage im 18. Jahrhundert eingegangen werden.

 

Leben beim Grafen im 18. Jahrhundert

 

Im 18. Jahrhundert herrschte auch in den Anwesen höhergestellter Persönlichkeiten Zugluft. Es war kühler als heute. Dafür stand ein Kamin zur Verfügung, der in seinem Umkreis wohlige Wärme verbreitete. Durch die Größe der Säle im Zeitalter des Absolutismus war es allerdings schwierig, für eine konstante Wärme in den Räumlichkeiten zu sorgen. In puncto Romantik kann die heutige Zentralheizung zwar nicht mit dem Kamin mithalten, verhält sich in puncto Wärmeentwicklung aber deutlich funktionaler.

 

Die Reaktion des Ohrensessels

 

Die stattlichen und geschwungenen „Ohrenbacken“ des Sessels waren vortrefflich dazu geeignet, die Wärme des Kaminfeuers einzufangen. Die Kälte der Zugluft sowie der störende Lärm im Hintergrund blieben außen vor. Wenn sich die hohen Herren beim Grafen in einem Kreis gegenübersaßen, verhalf die raffiniert in nur eine Richtung ausgelegte Akustik dem Grafen oder den Gast dazu, dem Gespräch in wohliger Atmosphäre konzentriert zu folgen. Wenn der Gesprächspartner ausruhen wollte, brauchte er sich einfach nur an den stattlichen Pranken anzulehnen und das Problem war gelöst.

 

Die Konzeption kam an

 

Die Kunde von der Revolution in Chesterfield verbreitete sich innerhalb Europas wie ein Lauffeuer. Der Ohrenbackensessel von Robert Adams, der fortan als Chesterfield-Sessel in die Geschichte einging, avancierte zu einem britischen Exportschlager. In Deutschland war es vor allem die Epoche des Biedermeiers, die untrennbar mit dem Ohrenbackensessel verbunden war. Der Ohrensessel kam den Deutschen in ihrem Hang zur Innerlichkeit und behaglichen Gemütlichkeit entgegen. So ließ es sich vortrefflich im eigenen Heim einrichten und die Sorgen und Nöten der Außenwelt vergessen.

 

Welches Modell darf es sein?

 

Durch die Verbreitung des Ohrensessels in ganz Europa sowie durch die veränderten Wohnbedingungen und Gepflogenheiten hat sich der komfortable Sessel in der Folge erheblich ausdifferenziert. So kann er antik bzw. im Vintage-Stil mit seiner kennzeichnenden Knopfheftung erscheinen, aber auch in einer modernen und zeitgemäßen Fassung. Ganz postmodern können auch spielerische Elemente aus den verschiedenen Epochen in ihm integriert sein. Man sieht, die Fülle an verschiedenen Modellen bei einem Ohrenbackensessel ist so breit gefächert, dass ein jeder mit seinem Geschmack zu seinem Recht kommen sollte.

 

Erweiterte Funktionalität

 

Mit ein paar sinnvollen Ergänzungen lässt sich die Funktionalität eines Ohrensessels erheblich erweitern. Wer gern einmal im Sitzen liegen möchte, ganz so, wie dies früher auf dem Triclinium und Chaiselongue gepflegt wurde, kauft sich am besten einen Ohrensessel mit Hocker. Wer einen Schaukelstuhl haben möchte, erwirbt sich einen Ohrensessel mit Schaukelkufen, während ein Drehkreuz unter der Sitzfläche den Ohrensessel zu einem Drehstuhl erweitert.

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